Schreibweise georgischer Ortsnamen

Wie wird es richtig geschrieben?

Tbilissi -

Wer sich im Internet über Georgien informieren möchte, wird bald merken, dass es für viele Sehenswürdigkeiten verschiedene Schreibweisen gibt. Das liegt daran, dass die georgische Sprache über einige Laute verfügt, die im deutschen Alphabet keine Entsprechung haben.

Zahlreiche Transkriptionsmodelle wurden entwickelt, um Linguisten eine korrekte Aussprache zu ermöglichen, aber bereits für das Verständnis der Listen braucht es eine gewisse Einarbeitung, da nicht so einfach ersichtlich ist, wie nun der Laut T`oder K` zu lesen ist. Für Journalisten und Autoren waren die Listen wenig hilfreich, weil sie den Leser mehr verwirrten als unterstützten.

Daher haben sich im Laufe der Jahre mehrere Schreibweisen etabliert, die teilweise keinerlei Wiedererkennungswert haben. Für das Kloster David Garedschi beispielsweise existieren 9 Varianten. Alle im Internet verfügbaren Informationen über das Kloster zu finden, ist extrem mühsam, da jede Quelle eine andere Schreibweise verwendet.

Schreibweise bei Wikipedia

Wikipedia kommt eine besondere Bedeutung zu, da sich die viele Blogger, Journalisten und Autoren nach der Wikipedia Schreibweise richten. Die aktuelle in Wikipedia abrufbare Transkriptionstabelle ist die offiziell gültige und wird auch von Verlagen verwendet. Aber auch diese Tabelle ist in Einzelfällen problematisch, da sich für einige wichtige Sehenswürdigkeiten im Land bereits Schreibweisen etabliert haben, die laut dieser Transkriptionstabelle falsch sind. Bsp: Narikala versus Nariqala. Qinzwissi versus Kinzwissi. D.h. in Wikipedia befinden sich zahlreiche Artikel zu kulturellen Sehenswürdigkeiten, die keiner findet, weil die Schreibweise unbekannt ist.

Englische Schreibweise in deutschen Texten

Als Teil der Sowjetunion waren in Georgien alle Ortsschilder lange auf Russisch und Georgisch. Seit 2004 gibt es eine neue Regelung und alle Ortschaften, Straßen und Reiseziele sind auch in Lateinischen Buchstaben ausgeschildert. Die verwendete Schreibweise ist Englisch und das hat zur Folge, dass vor allem im Internet inzwischen die englische Schreibweise dominiert.

Die Redaktion des Trescher Reiseführers hat sich daraufhin dafür entschieden, seit der 7. Auflage 2015 auf die englische Schreibweise umzusteigen, um Touristen das selbständige Reisen im Land so unkompliziert wie möglich zu machen. So dass die einzigen beiden verfügbaren Reiseführer zu Georgien in deutscher Sprache zwei unterschiedliche Schreibweisen verwenden. Und diese Unterschiede sind teilweise so groß, dass jemand, der zum ersten Mal über Georgien recherchiert, kaum nachvollziehen kann, dass es sich hierbei um die gleichen Orte handelt:

dt. Mzcheta, engl. Mtskheta
dt. Swetizchoweli, engl. Svetitskhoveli
dt. Tschauchi, engl. Chaukhi
dt. Dschwari, engl. Jvari

Diskussionsrunde deutschsprachiger Reiseveranstalter

Auf Initiative von Georgia Insight haben sich Vertreter verschiedener deutschsprachiger Veranstalter (Kaukasus Reisen, Erka Reisen und Georgia Insight) im Rahmen eines kleine Symposiums zur "Verwendung der unterschiedlichen Schreibweisen von georgischen Ortsnamen im deutschen Sprachraum" getroffen und die größten Problemfälle diskutiert.

Ziel war es, die deutsche und englische Schreibweisen georgischer Orts- und Eigennamen deutlicher voneinander zu trennen, sowie eine einheitliche deutsche Schreibweise georgischer Namen anzustreben.

Die vier wichtigsten Diskussonsfälle

Doppel-S nach Vokal

Kutaissi oder Kutaisi?

Die georgische Schrift verfügt über zwei verschiedene Buchstaben für stimmhaftes bzw. stimmloses S (ზ versus ს). Ein Doppel-S gibt es im Georgischen nicht. Also benötigt man streng genommen nur ein S. Die deutsche Schreibweise fordert ein Doppel-S nach Vokalen, um eine falsche Aussprache zu verhindern.

Wir haben uns für die Variante mit Doppel-S entschieden, weil es die offiziell gültige Schreibweise ist und die deutschen Buchverlage das inzwischen ebenfalls so handhaben. Und weil es eine richtige Ausspräche ermöglicht.

W nach K

Quewri, Quevri, Kwewri oder Kvevri?

Wir haben uns der Konsequenz halber für "Kwewri" entschieden. Allerdings gibt es Gründe, die dagegen sprechen. Quevri ist mehr als nur ein Name, es ist eine Marke und daher auf den optischen Wiedererkennungswert angewiesen.

Welcher Buchstabe für das georgische „ყ“

წყალი = zqali oder zkali?

der ყ-Laut ist im Deutschen nicht vorhanden, es gibt daher keine Möglichkeit, ihn korrekt zu schreiben. Die Transkriptionstabelle nennt "q" als Entsprechung. Dies führt allerdings zu Missinterpretationen, da andere Transkriptionen das q für den georgischen Laut ქ (ein behauchtes "k") verwenden, u.a. auch alle Computertastaturen. Wir haben uns für "k" entschieden, da es dem Laut am Nähsten kommt.

Tiflis oder Tbilissi bzw. welche Schreibweise: Tbilissi oder Tbilisi?

Hierzu haben wir bereits eine Entscheidung getroffen, Ergebnis und ausflührlichen Erläuterungen finden Sie hier.

Wie gehen wir weiter vor?

Wir haben uns darauf geeinigt, dass wir ...

  1. die deutsche Schreibweise als wichtiges Kulturgut beibehalten wollen.
  2. eine Transkriptionstabelle erstellen, an die wir Reiseveranstalter versuchen, uns konsequent zu halten.
  3. eine Liste aller Ortsnamen erstellen in deutscher und englischer Schreibweise alphabetisch sortiert und aktualisierbar, als Grundlage für alle unsere Programme, Broschüren, Webseiten und zu veröffentlichenden Texte.
  4. diese Liste zugänglich machen für alle, die daran Interesse haben.

Die Liste der georgischen Ortsnamen umfasst derzeit etwas mehr als 100 Ortsnamen in georgischer, englischer und deutscher Schreibweise. Diese Liste kann Verwendung finden bei Journalisten, Reiseveranstaltern, künftigen Reiseführern. Sie wird regelmäßig erweitert.

Weiter zur Liste georgischer Ortsnamen

Besonders nützlich ist eine solche Liste für Ortsnamen in neuerschlossenen Destinationen (Tuschetien, Ratscha, Swanetien), die meist in englischer Variante im Internet (Wikipedia, Traveler blogs etc.) viel schneller präsent sind.

Zurück

Einen Kommentar schreiben

Kommentare

Kommentar von Ulrike Heyden |

Liebe MitarbeiterInnen, ChefInnen, ReiseveranstalterInnen, AutorInnen,

es wäre echt schön, wenn Ihr Euch mal über eine gendergerechte Sprache Gedanken machen würdet. Ich gehe mal davon aus, dass Ihr auch weibliche Telnehmerinnen, Reiseleiterinnen, Veranstalterinnen habt. Es sah auf -euren Bildern zumindest so aus. Die Zeiten, wo Frauen nichts zu sagen hatten und auch nicht der Rede wert waren, sind ja zum Glück zumindest in einigen Teilen der Welt so langsam vorbei.......Hut ab auch vor den starken georgischen Frauen, die es nicht einfach haben.....
Es wäre schön, wenn Ihr das in Eurer Sprache berücksichtigen würdet.
Wenn Ihr dabei Hilfe braucht, stehe ich gerne zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen, Ulrike Heyden

Kommentar von Ulrike Heyden |

zur Transkription

ich würde empfehlen, in den deutschen reiseführern und texten die englische transkription zu benutzen und die deutsche ev. in klammern dahinter zu schreiben. zum verständnis. die englische ist um einiges offizieller und populärer und es ist sehr irritierend, wenn man visuell das deutsche wort vor augen hat und es dann auf den schildern oder in anderen büchern ganz anders aussieht.

schlechter wiedererkennungseffekt.

LG ulrike heyden

Kommentar von Katrin Tevdorashvili |

vielen Dank für Ihren Hinweis und Ihr freundliches Angebot.

Ich bin Autorin unserer Texte und auch in bin eine Frau.

Als Germanistin und leidenschaftliche Linguistin habe ich mir natürlich einige Gedanken über eine gendergerechte Sprache gemacht und dann bewusst dagegen entschieden.

Wo Begriffe schon etabliert sind, und es um eine eindeutige Gruppe (z.B. nur Autorinnen, Reiseleiterinnen) geht, verwende ich gerne den gendergerechten Begriff.

Als privates Unternehmen darf man glücklicherweise gelegentlich auch mal politisch unkorrekt sein.

Zur Schreibweise: da haben Sie recht, es ist wirklich schwierig im Land mit den unterschiedlichen Schreibweisen klar zu kommen.
Mir war es wichtig, eine möglichst ähnlichlautende Aussprache zu ermöglichen, so dass man sich den Klang der Namen besser aneignen kann. Wer in einem deutschen Fließtext englischsprachige Wörter liest, wird einen völlig anderen Klang hören (vgl. Becho vs Betscho). Beim Fragen nach dem Weg oder im Taxi gibts dann oft große Verwirrung. Daher empfehle ich Backpackern, sich die Ortsnamen zweisprachig oder dreisprachig zu notieren.

×

Merkliste