Ethnologie Georgien

Die Georgier bilden keine großen Kolonien in anderen Ländern. Es gibt zu wenige. Sie haben zu großes Heimweh und kehren bald wieder zurück.

Clemens Eich, österreichischer Schriftsteller

Georgien hat etwa 3,7 Millionen Einwohner, die größte Bevölkerungsgruppe bilden die Georgier mit 83,8 Prozent. Amtssprache ist Georgisch. Darüber hinaus ist Georgien traditionell multiethnisch, es leben hier 26 verschiedene Volksgruppen nebeneinander. Bereits im 3. Jahrhundert christianisiert, herrschte unter georgischen Königen seit dem frühen Mittelalter eine legendäre Toleranz Fremden gegenüber und juristische Gleichstellung. Georgien bildete ein beliebtes Emigrationsziel, weil es dort weder nationale noch religiöse Verfolgung gab.

Die Juden von Mzcheta

Eine der frühesten Bevölkerungsgruppen, die sich in Georgien ansiedelten, waren die Juden. Als im 6. Jahrhundert v. Chr. die Israeliten in die Babylonische Gefangenschaft geführt wurden, blieben Teile von ihnen im Gebiet um Mzcheta. Die heute in Georgien lebenden Juden sind zumeist Nachfahren jener Israeliten, die vor 2500 Jahren hier ansässig geworden sind.

Aserbaidschaner und Armenier

Die größten nationalen Minderheiten bilden die Volksgruppen der Aserbaidschaner (6,5%) und Armenier (5,7%). Viele armenische oder aserbaidschanische Familien leben schon seit Generationen manchmal bereits seit Jahrhunderten in Georgien und bezeichnen sich doch ganz klar als Armenier oder Aserbaidschaner.

Etwa 100.000 Armenier siedelten sich im Zuge der armenischen Verfolgung und Vertreibung von 1915 bis 1917 im Süden des Landes an.

In einzelnen Regionen Georgiens bilden inzwischen nicht-georgische Volksgruppen die Mehrheit. In Kwemo-Kartlien leben etwa genauso viele Aserbaidschaner wie Georgier, in der Region Samzche-Dschawachetien sind inzwischen die Armenier in der Mehrheit, ferner sind in den letzten Jahren in Kachetien aserbaidschanische Enklaven entstanden mit mehreren Tausend Einwohnern.

Osseten und Abchasen

Vergleichsweise gering ist die Anzahl der in Georgien lebenden Russen (1,55%), Osseten (0,9%) und Abchasen (0,1%). Nur etwas mehr als die Hälfte aller in Georgien lebenden Osseten lebt in der de facto autonomen Republik Südossetien (ca. 50.000).

Schulen in der Muttersprache

Für alle nationale Minderheiten gibt es Schulen in ihrer Muttersprache, das Aufenthaltsrecht ist bis heute weder an Sprache noch an kulturelle oder religiöse Anpassung geknüpft.

Die Kaukasiendeutschen

Zur Festigung der russischen Staatsmacht in den Grenzgebieten hatte die Kaiserin Katharina die Große Ländereien im Südkaukasus zur Besiedelung freigegeben. Die ersten Einwanderergruppen kamen zwischen 1764 und 1767 aus Deutschland. Motivation für die Kolonisten waren nach Jahren politischer Unruhen, religiöser Verfolgung und Hungersnot zahlreiche Privilegien: freie Wahl des Siedlungsortes, Glaubensfreiheit, Selbstverwaltung, Steuerbefreiung und Befreiung vom Militärdienst.

500 Familien erreichten Georgien und gründeten erste Kolonien. Eine weitere Einwanderungswelle erreichte Georgien Anfang des 19. Jahrhunderts. Insgesamt 2629 deutsche Siedler kamen in den Jahren zwischen 1818-1819 nach Georgien und gründeten weitere Kolonien. Bekannte schwäbische Dörfer in Georgien waren: Katharinenfeld (Bolnissi), Elisabethtal (Assureti) und Marienfeld (Sartitschala).

Vieles ist zerstört, aber einige Fachwerkhäuser und Anlagen zeugen noch heute von der deutschen Kultur. In Tbilissi entstand ein ganzes Stadtviertel, das Jugendstilviertel um die Aghmaschenebeli Straße, hier befindet sich auch die Evangelisch-Lutheranische Kirche.

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