Honig in Georgien

Mit 5.500 Jahren der älteste Honig der Welt

Georgien hat eine Jahrtausende lange Geschichte der Honigproduktion. Historische Quellen belegen, dass die Bienenzucht bereits im antiken Kolchis hoch entwickelt war.

Straßenarbeiter entdeckten 2003 in Sakire (Bordschomi) ein Grab aus der frühen Bronzezeit (3.500 v. Chr.). Unter den Grabbeigaben befanden sich Tonkrüge mit Honigresten, den nachweislich ältesten Honig, der jemals gefunden wurde.

Da es sich um unterschiedliche Sorten handelte - Blüten, Linde und Kastanie, ist anzunehmen, dass die Menschen damals schon gezielt Honig in verschiedenen Geschmacksrichtungen produziert haben.

Die Biene mit dem längsten Rüssel

Die Georgische bzw. Kaukasische Biene (Apis mellifera caucasica) ist eine Unterart der Westlichen Honigbiene und dafür bekannt, Nektar sehr effektiv zu sammeln, auch unter schwierigen Bedingungen, etwa bei Regen.

Sie zeichnet sich vor allem durch ihre lange Zunge aus, mit einer Länge von bis zu 7,2 mm (Westliche Honigbiene 6,3 mm bis 6,6 mm). Damit erreichen die Bienen den Nektar fast aller Blüten, auch in den tiefen Kelchen.

Von den Eigenschaften her gilt sie als besonders sanft, ruhig und schwarmträge. Sie neigt jedoch auch zur Räuberei und zum Verflug.

Staatliche Bienenzucht in den 1950er Jahren

Bereits Anfang des 20. Jahrhunderts weckten die biologischen Eigenschaften der georgischen Bienen das Interesse der Imkergesellschaft. Ab den 1950er Jahren entstanden in Georgien große Zuchtanlagen in den Ortschaften Kwareli, Duscheti, Charagauli, Samtredia, Sochumi und Muchuri (Samegrelo).

Hier wurden georgische Bienenköniginnen gezüchtet sowie Bienenpakete zusammengestellt und in die Republiken der Sowjetunion und ins Ausland verschickt.

Allein aus der Zuchtanlage von Muchuri kamen mehr als 3500 Bienenvölker. Die Bienen aus Muchuri genießen noch heute den Ruf, besonders robust zu sein. Neben ihren guten Paarungseigenschaften sind sie dafür bekannt, überdurchschnittlich weite Strecken zurück zu legen.

Traditionelle Bienenhaltung in Georgien

Es ist etwas besonderes, Bienenstöcke in den Baum zu hängen,
es ist wie ein eigenes Königreich, wo allein die Bienen regieren.

Ramaz Dumbadze, Bienenhalter in Atscharien

Baumhöhlen sind die älteste Form, Bienen zu halten. In den ausgehöhlten Baumstämmen zikuliert die Luft sehr viel besser, das Klima ist stabil und die Feuchtigkeit wird besser abtransportiert, was dazu führt, dass die Bienenvölker gesünder und langlebiger sind.

Georgien ist einer der wenigen Orte auf der Welt, wo sich die traditionelle Bienenhaltung in Baumhöhlen bis in die heutige Zeit erhalten hat.

Atscharische Volksmärchen berichten, dass die Ahnen Bienen in einer Baumhöhle fanden und den Ort daraufhin „Bienenbaum“ nannten. Später - so heißt es - lernten die Menschen, derartige Bienenbäume, auf Georgisch "Jara" (sprich "Dschara") selbst herzustellen.

Wildbienenschwärme wurden eingefangen und in künstlich ausgehöhlten Holzstämmen hoch oben auf Bäumen platziert, da die Bienen bevorzugt in mehreren Metern Höhe nisten, wo sie vor bodennahen Pilzen und Bakterien und natürlich vor Bären geschützt sind.

Die Honiggewinnung aus einem Jara Bienenstock ist schwieriger und arbeitsintensiver als bei gewöhnlichen Bienenkästen, da man zum Erreichen oft mühsam auf die Bäume oder in die Felsen klettern muss.

Jara Honig wird meist nur einmal im Jahr geerntet, zu Beginn des Herbstes, nach dem Ende der Blütezeit.

Leben im Einklang mit der Natur

Sobald genug Honig vorhanden ist, schneidet der Imker einen Teil der Waben aus dem Bienenstock. Die andere Hälfte, in der sich die Bienenvolkbrut befindet, belässt er im Stock, damit die Bienen gesund und stark bleiben.

Es gibt eine Trennwand im Jara Bienenstock, um den Honig, der den Bienen gehört, von dem Honig, der von Menschen genommen wird, trennt. Der Bienenhalter ist gierig und wenn es keine Barriere gibt, wird er allen Honig nehmen.

Nodar Turmanidze, Bienenhalter aus Atscharien

Da die Jara Bienenstöcke den Honig verschiedener Pflanzen und Blumen wie Akazie, Kastanie, Linde und das gesamte Spektrum an Wildblumen enthalten, haben die Waben oft unterschiedliche Farben.

Etwa 120 Imker in der subtropischen und alpinen Bergregion Atscharien nutzen Jara Bienenstöcke noch heute.

Zur Webseite der Jara Bienenzüchter Assoziation

Buchtipp Evolution der Bienenhaltung

Mehr Infos über die georgische Methode der Jara Bienenstöcke (Infoblatt als pdf)

Jara, ein Film über das Leben der Imker in Atscharien

2016 schuf der georgische Naturfilmemacher Nika Tsiklaruri ein kleines Meisterwerk mit dem Film "Jara" über die unbekannte Welt der atscharischen Bergbauern.

Über einen Zeitraum von einem Jahr wird hier die wilde Natur von Atscharien dokumentiert, die Jara Bienenstöcke, die Schönheit und Rücksichtslosigkeit der Natur, die Menschen und ihr Eingreifen, das friedliche Zusammenleben oder den Konflikt mit ihnen.

Der Film zeigt Geschichten, in denen die Grenze zwischen menschlichem Lebensraum und wilder Natur kaum noch zu unterscheiden ist.

Mehr Infos über den Film Jara | Film in voller Länge auf Vimeo

Wo Milch und Honig fließen

Ich genieße das Geräusch der Bienen. Ich sitze still da und höre nur zu. Es beruhigt mich und ich bin wie ein Süchtiger, ich möchte den ganzen Tag in der Nähe von Bienen und Bienenstöcken sein. Bienensummen gehört zu meinem Leben.

Jemal Beridze, Bienenhalter aus Georgien

Typisch für Georgien sind die Holzstände am Straßenrand, wo Bauern ihren eigenen Honig verkaufen.

Prozentual gibt es in Georgien etwa viermal so viele Bienenhalter wie in Deutschland, allerdings fällt die Produktion mit 2.500 Tonnen im Jahr deutlich geringer aus (in Deutschland sind es 28.600 Tonnen).

Qualitätshonig ist schwer zu identifizieren, da es keine staatlichen Kontrollen oder Zertifizierung gibt.

Jeder Bauer versichert glaubhaft, dass es sich bei seinem Honig um "natürlichen" Honig handelt. Den besten Honig bekommt man in den abgelegenen Bergregionen, wo man sicher sein kann, dass es sich um reinen Wildblütenhonig handelt.

Georgischer Premiumhonig auf der "Grünen Woche" in Berlin

Durch das Freihandelsabkommen mit der EU haben sich die Exportbedingungen für Georgien verbessert. Der georgische Honig zählt zu den wichtigen Produkten, die bereits auf dem EU-Markt zugelassen sind.

Im Rahmen der diesjährigen Internationalen Grünen Woche in Berlin wurde georgische Honig unter dem Markennamen "Tapli" (das georgische Wort für Honig) erstmals auch in Deutschland präsentiert.

Aufgrund der sehr begrenzten Menge setzen die georgischen Imker zunehmend auf Qualität und lokale Besonderheiten.

4x Silber beim London International Honey Awards 2021

Im Jahr 2021 gewannen drei georgische Honigproduzenten beim London International Honey Awards für insgesamt vier Produkte die Silbermedaille. Darunter der mit dem europäischen Bio-Siegel versehenen Jara Wildhonig des Herstellers Nena.

Nena

Der georgische Hersteller von Naturprodukten wie Säfte, Würzsoßen und Eingemachtes bietet eine große Auswahl hochwertiger Honigsorten.

Kastanien Honig, Lindenblüten Honig, Jara Wildhonig

zur Webseite

Alpida

Qualitativ hochwertige Imkereiprodukte aus Achalziche und Ninozminda der südgeorgischen Region Samzche-Dschawachetien.

Honig, Mai-Honig, Alpenzonen Honig, Bienenpollen und Bienenmilch.

zur Webseite

Rukhi Queen

Adresse: V. Vekua 3a market on Orbeliani, Tbilissi
Telefon: +995 555 240 427 | +995 595 71 72 40
E-Mail: rukhi.georgia@gmail.com

Akazien Honig, Kastanien Honig, Lindenblüten Honig, Goldruten Honig

Verkauf in Tbilissi

zur Webseite

Georgische Imkereien auf einer Reise besuchen

Seit Jahren besuchen wir auf unseren Georgien Reisen lokale Imkereien. Hier kann man den köstlichen Honig an seinem Herkunftsort genießen und erhält nebenbei noch einen tieferen Einblick in die georgische Tradition der Bienenhaltung und Honigproduktion.

NEU im Programm:

Reise in die Bergregion Atscharien Wildhonig & Teeplantagen | Agrar-Kulturreise Georgien 10 Tage

Weingut Obene im Dorf Muchuri, in den 50er Jahren Zentrum georgischer Bienenzucht Kurzreise Samegrelo 2 Tage

×

Merkliste