Georgischer Tee

Teeanbau in Georgien

Georgien wird in Diskussionen über die Teeproduktion oft übersehen. Der exquisite Geschmack des georgischen Tees bleibt vielen unbekannt, obwohl sein Anbau bis ins 19. Jahrhundert zurückreicht.

Red Fedora Diary, Blogbeitrag 06/2023

Georgien ist das älteste teeproduzierende Land in Europa. Man nannte den Tee "Grusinischen Tee", nach "Grusinien" (russ. Grusija), der russischen Bezeichnung für Georgien. Während Russland als das Land der Teetrinker galt, hatte der sogenannte "Russische Tee" sein eigentliches Anbaugebiet in Georgien.

Grusinischer Tee - darin ist der Duft des Himmels und der Erde.
Grusinischer Tee - der gibt dir die Kraft des Windes und der Pferde.

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Tee aus den Bergen des Kaukasus

Seit jeher nutzen die Bergbewohner des Kaukasus verschiedenste Wildpflanzen zur Teeproduktion:

  • Rhododendronblätter
  • Brombeerblätter
  • wilder Bergthymian
  • Hagebutten
  • Weißdornbeeren
  • Sanddornbeeren
  • junge Maulbeerblätter
  • verschiedene Arten von Minze

Schon früh wurden Blätter der wilden Heidelbeere und der Kaukasischen Preiselbeere gerollt und fermentiert.

Die Teeproduktion aus der Teepflanze Camellia sinensis - der klassische Schwarztee - wurde ebenfalls weiterentwickelt. Heute findet man ein reiches Angebot:

  • Schwarzer Tee
  • Grüner Tee
  • Weißer Tee
  • Gelber Tee
  • Roter Tee

Zur Information: Sämtliche Teesorten entstammen derselben Teepflanze. Die Varianten werden durch unterschiedliche Verarbeitungsprozesse gewonnen.

Tee Anbaugebiete in Westgeorgien

Grusinischer Tee © Ebay

In den westgeorgischen Regionen Atscharien, Gurien und Samegrelo ist das Klima feucht und subtropisch und daher ideal für den Teeanbau. Es ist im Sommer sowie im Winter warm und die Nächte sind aufgrund der Höhenlage relativ kalt, wodurch der Teeanbau ohne Pestizide (!) auskommt.

Die Kombination aus kühlem Klima und saurem Boden verleiht dem georgischen Tee eine einzigartige chemische Zusammensetzung, die besonders für grünen Tee geeignet ist: Unter diesen Bedingungen reifen die Teeblätter langsamer und verlieren jegliche Bitterkeit im Nachgeschmack.

Im Allgemeinen wird hochwertiger Tee aus den zarten obersten zwei Blättern und den Knospen der Teepflanze hergestellt, die behutsam von Hand gepflückt und anschließend in mehreren Schritten sorgfältig getrocknet und weiterverarbeitet werden.

Die Geschichte des Georgischen Tees

Bereits im 16. Jahrhundert wurde Tee über die Seidenstraße nach Europa transportiert und war vor allem in Russland sehr geschätzt. Doch der Transport war aufwändig und teuer.

Daher suchte der russische Zar nach einer Alternative. 1820 brachte der georgische Prinz Mamia V Gurieli erstmals Teepflanzen und Samen aus China nach Georgien, und es gelang ihm nach einigen Jahren, eigene Tees zu produzieren.

Tee-Experte Lao Jin Jao in Westgeorgien

Zur Verbesserung der Qualität wurde 1893 der chinesische Tee-Experte Lao Jin Jao nach Georgien geholt und damit die Teeproduktion in der gesamten Region gestartet.

28 chinesische Männer kamen mit 700 Teesamen nach Tschakwi, um auf Popovs Anwesen zu arbeiten. Chong-Chau-Lau, ein in China bekannter Teebauer, kam mit ihnen zusammen, um den Anbauprozess zu überwachen.

Iveria - Georgische Wochenzeitung, 20. Juni 1897

Um 1900 hatte der georgische Tee Weltklasse-Qualität erreicht und gewann verschiedenste Auszeichnungen, u.a. die Goldmedaille auf der Pariser Weltausstellung.

In Russland wurde Tee zum Nationalgetränk und als Georgien unter sowjetische Herrschaft kam, wurde die Teeproduktion industrialisiert.

Industrialisierung des georgischen Teeanbaus

Ende der 1920er Jahre wurde das Anaseuli Tee-Institut gegründet, um die Erträge der Teefelder zu steigern und mit neuen Sorten und Anbaumethoden zu experimentieren.

In der gesamten kaukasischen Region (Russland, Georgien und Aserbaidschan) wurde Tee angebaut, wobei Georgien das Zentrum und Hauptproduzent blieb.

Ab den Sechzigern wurde Georgien zum fünftgrößten Teeproduzenten der Welt und deckte über 90% des Teebedarfs der Sowjetunion. Auf dem Höhepunkt gab es etwa 70 tausend Hektar Teeplantagen. Fast 200.000 Menschen arbeiteten in der Teeproduktion.

Die Massenproduktion bedeutete allerdings auch den Verlust der Qualität. Bei der Tee-Ernte wurden Maschinen eingesetzt und die Ernte nur grob sortiert.

Das Ende der georgischen Teeproduktion

Als es nach dem Ende der Sowjetunion zu einer allgemeinen Wirtschaftskrise kam, brach auch der Absatzmarkt in Russland weg und die Teeplantagen verfielen und verwilderten. Und schließlich zerstörte der Krieg von 1993-1995 in Abchasien, einer wichtigen Tee-Ernteregion im Nordwesten Georgiens, weite Teile der dortigen Infrastruktur. Die verlassenen Teefabriken wurden ausgeraubt, ihre Maschinen und Geräte häufig als Altmetall ins Ausland verkauft.

Aufgrund der langen Erntepausen überwuchterten die Teefelder und die Rekultivierung ist für einen Landwirt mit normalem Einkommen kaum finanzierbar.

Tee-Landwirtschaft als Teil der kulturellen Identität

In vielen Dörfern war die Teebaukultur ein wesentlicher Bestandteil des Lebens und Identifikation, ihr Wegfall hat nicht nur wirtschaftliche sondern auch soziale Folgen.

Menschen, die mit der Teeanbautradition aufgewachsen sind, hatten keine Möglichkeit mehr, dieses Wissen weiterzuführen. Die erfahrendsten Teeanbauer gehen als Gastarbeiter in die Türkei, um dort auf Teeplantagen zu arbeiten, weil sie im eigenen Dorf keine Perspektive haben.

Die größte Herausforderung ist es derzeit, das verbliebene Wissen und den Landbesitz zu erhalten.

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Entlang der Georgischen Teeroute

Entlang der Teeroute durch Gurien © Katrin Tevdorashvili

Die Teeroute ist ein Netzwerk gurischer Teeproduzenten - Großbetriebe und kleine Familienbetriebe, die das Teehandwerk wieder belebt und weiterentwickelt haben. Es gibt das Angebot einer Betriebsführung, den Besuch der Teefelder mit Einführung in die speziellen Pflücktechniken und Fermentationsprozesse und natürlich überall das Angebot einer Teedegustation verschiedener Teesorten.

Georgischen Tee auf einer Reise kennen lernen

Auf unseren Georgien Reisen besuchen wir auch die Teeregion Gurien um lokale Teeproduktion kennen zu lernen.

Hier bietet sich die Möglichkeit, traditionsreiche und ganz junge gurische Teeproduzenten zu besuchen, eine Führung durch die Produktionsstätten zu unternehmen und anschließend die verschiedenen Teesorten bei einer Teedegustation zu genießen.

Rundreise Georgien 14 Tage (inkl. Batumi)

Kurzreise Gurien 2 Tage | Entlang der Tee Route

Agrar-Kulturreise Georgien 10 Tage | Wildhonig & Teeplantagen

Georgische Tees online bestellen

Eine große Auswahl georgischer Bio-Tees (Schwarztee, Grüner Tee, Weißer Tee, Roter Tee, Gelber Tee) der Marke "Natura Tea Company" können Sie bei dem Schweizer Versand "Best of Georgia" beziehen.

Hochwertigen georgischen Schwarztee und Grüntee der Firma Anasseuli gibt es bei Georgian Food - GeoBest - Onlineshop & Lagerverkauf in Bielefeld.

Schwarztee der Firma Anaseuli © geobest.de

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Georgische Schwarztees der Firma Gurieli © Gurieli
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