Kultur Georgien - Land & Leute

Die Georgier sind für Ihre Gastfreundschaft berühmt, nirgends wird leidenschaftlicher gefeiert. Georgien selbst ist ein märchenhaftes Land von unglaublicher Vielfalt und Schönheit und war ursprünglich garnicht für die Georgier vorgesehen, wie eine alte Legende erzählt:

Als Gott das Land an die Völker verteilte, saßen die Georgier beisammen, lobpreisten den Herrn bei Wein und fröhlichem Gesang und erschienen viel zu spät vor seinem Thron. Der Allmächtige zeigte sich jedoch gerührt und schenkte Ihnen das kostbarste Stück Land das noch geblieben war - sein eigenes.

Georgische Legende

Die Georgische Kultur

Georgiens Kultur ist eine verblüffende Mischung aus altvertrautem, längst verloren geglaubtem und reizvoll neuem am östlichsten Rand Europas.

Was Georgien auszeichnet, ist nicht nur seine märchenhafte Lage an den Südhängen des Kaukasus und am Schwarzen Meer, sondern seine noch immer lebendigen Traditionen, die mit ganzer georgischer Leidenschaft gelebt und beseelt werden.

Georgische Folklore im Alltag

Die georgische Kultur ist in Georgien allgegenwärtig, georgische Folklore aus dem Alltag nicht wegzudenken. Viele Georgier singen zum Essen, bei Ausflügen oder an Familienfesten. In allen Kindergärten lernen die Kinder die Grundbewegungen des georgischen Tanzes und wo immer georgische Musik ertönt, werden sich Georgier finden, die dazu auf traditionelle Weise tanzen.

Die Georgier lieben ihre Traditionen und pflegen Sie mit Hingabe. Traditionelle Volksmusik hat ihren festen Platz in der Populärkultur. Georgische Literatur aus dem Mittelalter wird selbst von Jugendlichen mit Begeisterung gelesen und zitiert.

Das Leben auf dem Land

Auf dem Land wird besonders die Tischkultur intensiv gepflegt. Für die Georgier ist es eine Ehre, Gäste zu empfangen und ausgedehnte Feste zu feiern. In vielen Regionen Georgiens keltert jeder Bauer seinen eigenen Wein und die schwere Feldarbeit wird meist unter Nachbarn gemeinsam organisiert und mit üppigen Gelagen beschlossen.

Die formvollen Trinksprüche haben sicher dazu beigetragen, dass Bildung auch in abgeschiedenen Regionen sehr ernst genommen wird. Jedes noch so kleine Dorf besitzt eine Bibliothek und in den Dorfkindergärten lernen die Kinder georgische Gedichte und passagenweise klassische georgische Literatur auswendig.

Exkursionen zu kulturellen Highlights sind bei allen Georgiern sehr beliebt. Zu jeder Gelegenheit macht man einen kleinen Ausflug zu den bedeutenden Kirchen und Klöstern des Landes.

Kulturelles Leben in Tbilissi

In Tbilissi fällt dem Besucher sofort der attraktive Kleidungsstil und die Eleganz der Georgier auf. Die Menschen gehen grundsätzlich sehr gepflegt und sorgfältig gekleidet auf die Straße. Die Georgier sind in ihren Bewegungen nie nachlässig, ihr Gang ist aufrecht und von außerordentlicher Anmut und Würde. Die Menschen lieben Kultur und besuchen in ihrer Freizeit oft gemeinsam die georgischen Kirchen. Sie zünden kleine Kerzen an und vertiefen sich in ein kurzes, stummes Gebet. Vor allem Jugendliche trifft man dort erstaunlich viele.

Das Leben der Menschen in Tbilissi spielt sich auf der Straße ab. Wer nichts zu tun hat, begibt sich nach Draußen. Im Schatten ungenutzter Bushäuschen oder Mauern sieht man Männer im Backgammon oder Schach versunken. Am Abend hört man manchmal durch die Fenster der Hinterhöfe die Georgier singen: kraftvolle und leidenschaftliche Gesänge, die von schönen Mädchen handeln, von Wein und von der Heimat.

Natur und Kultur in Georgien

Kultur und Natur liegen in Georgien besonders nah beieinander. Eines der architektonisch bedeutendsten Bauwerke, das mittelalterliche Wehrdorf Schatili, liegt mitten im Großen Kaukasus, fernab vom Touristentrubel, umgeben von grandioser Natur. Die UNESCO Weltkultur-Denkmäler Dschwari (in Mzcheta) und Gelati (in Kutaissi) zählen zu den meistbesuchtesten Kirchen Georgiens, in welchen noch regelmäßig Gottesdienst stattfindet. Beide liegen nicht in der Stadt, sondern imposant auf bewaldeten Bergrücken, als krönender Höhepunkt der Schöpfung.

In ganz Georgien trifft man auf frühmittelalterliche Kirchen, mit Fresken und wertvollen Ikonen, oft mitten in unwegsamem Gelände. Die georgischen Kirchen stehen allen Besuchern offen, Gläubigen, Gästen und Reisenden.

Das Rittertum der Berge

Ein besonderes Ansehen in Georgien genossen die Bergbewohner. Die strengen moralischen Regeln des Kaukasus waren hier ausgeprägter als irgendwo sonst im Land, in der Swanischen Sprache gibt es zum Beispiel keine Schimpfwörter.

Im ganzen Südkaukasus war es bis ins 20. Jahrhundert üblich, dass die Oberschicht ihre Kinder für einige Zeit in die Berge schickte, um dort die nötige "ritterliche Bildung" zu erlangen.

Wie im Mittelalter die jungen Leute zu den Höfen geschickt wurden, so schickt der Georgier oder der Aserbaidjaner seine Söhne zunöchst in die unzugänglichen Berge und dann erst in die Städte Europas. "Die guten Eigenschaften der Seele erwirbt man in den Bergen und nur die Klugheit im Westen", sagt man im Orient. [...]

Der Schliff, den man dort erhält, gilt als die beste gesellschaftliche Erziehung im ganzen Orient. "Er sieht aus", oder "er benimmt sich, als ob er in den Bergen ausfgewachsen ist" ist das größte Lob, das der Orientale zu hören bekommen kann. In den Bergen leben die Ritter. Und das Rittertum steht auch heute noch im Orient in hohen Ehren.

Essad Bey, deutschsprachiger Schriftsteller, in "Zwölf Geheimnisse des Kaukasus", 1930

Kulturelle Errungenschaften aus Georgien

Aus Georgien kamen bedeutende Impulse nach Europa. Archäologische Funde zeugen von Hochkulturen seit dem 3. vorchristlichen Jahrtausend. Die Argonauten brachten nicht nur materielles Gold nach Griechenland, sie symbolisieren auch den kulturellen Austausch zwischen Griechenland und dem mächtigen vorchristlichen Staat Kolchis im Westen Georgiens. Griechische und georgische Mythen weisen zahlreiche Parallelen auf.

Goldschmuck und Goldskulpturen aus dem 3. vorchristlichen Jahrtausend und reichverzierte Waffen aus der Zeit lang vor dem trojanischen Krieg zeugen vom materiellen und kulturellen Reichtum in diesen Regionen.

Frühe Staatenbildungen im 8. vorchristlichen Jahrhundert und nicht zuletzt die daraus resultierende frühe Christianisierung im 4. Jahrhundert schufen die nötigen Voraussetzungen, die geiste Kultur Georgiens in Architektur, Fresken, und Literatur zu verewigen.

Die georgische Schrift entstand im 3. Jh. v. Chr., wodurch Georgien auch auf dem Gebiet der Literatur einen nicht unbedeutenden Beitrag zur europäischen Kulturentwicklung leisten konnte.

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