Kachetien - Weinregion in Ostgeorgien

In den blauen Lüften kreisen Adler, hier und da murmelt ein kleiner Quellbach und so geht es weiter in einer zauberreichen Waldherrlichkeit, bis am Ende der Schlucht das im heitern Sonnenlichte prangende Kachetien sichtbar wird. Licht und Farbe sind nirgends in Georgien so verschwenderisch vereint wie hier, nirgends bescheint die Sonne einen paradiesischen Garten von solchem Umfang und solcher Lebensfülle.

Arthur Leist, deutscher Schriftsteller und Journalist, 1903

Die Wiege des Weins

Kachetien (georg. კახეთი, Kacheti), das Sonnenland im Herzen Georgiens, bildet das Zentrum der jahrtausende alten georgischen Weinkultur. Hier sind fast alle Ortsnamen auch Markennamen eines georgischen Weines. Jeder kachetische Bauer ist ein Winzer und keltert seinen eigenen Landwein.

Die besten Weine erzeugt Kachetien, wo sowohl der weisse wie der rote einen wohlverdienten Ruf haben. Beide sind herb mit schwacher Blume, wie fast alle georgischen Weine, aber dem Geschmack nach zeichnen sie sich durch grosse Verschiedenheit aus, und man kann sagen, dass beinahe jedes Dorf eine besondere Sorte hervorbringt.

Arthur Leist, Das georgische Volk, 1903

Wein ist für die Kachetier Lebenssinn und Lebenselixier. Selbst auf dem Gelände der unzähligen Kirchen finden sich eigene Weinkeller und in der berühmten Akademie von Ikalto wurde schon im 12. Jahrhundert neben Theologie und Rechtswissenschaft auch Weinanbau und Weinkultur unterrichtet. Die Kachetier feiern leidenschaftlich gerne und ausgiebig. Mit ihrer Unerschütterlichkeit und unvergleichlichem Frohsinn trinken sie auf den Himmel, den Frieden und ein langes Leben.

Kachetien war Jahrhunderte lang ein mächtiges Königreich an der Seidenstraße, von dessen strategischer Bedeutung und kulturellem Reichtum zahlreiche bedeutende Kirchen und gewaltige Festungen aus dem Mittelalter zeugen. Telawi war der Königssitz und historische Hauptstadt.

Ein Reiterdenkmal im Ortszentrum zeigt den letzten großen georgischen König Erekle II. von Kartlien-Kachetien, der in seinem Leben über hundert Verteidigungskriege geführt hat. Sein militärischer Ruhm drang bis nach Europa, selbst Friedrich der Große hat ihn hoch geschätzt:

Im Westen bin ich, im Osten Heraklios

Friedrich der Große über den letzten georgischen König Erekle II.

Nahe Telawi liegt das berühmte Weingut Zinandali, die einstige Sommerresidenz des hier ansässigen kachetischen Fürstengeschlechts der Tschawtschawadses. Das Landschloss des Fürsten Alexander Tschawtschawadse bildete im 19. Jh. das Zentrum des politischen und künstlerischen Lebens von Georgien.

Als Patenkind Katharinas II. erhielt Fürst Alexander Tschawtschawadse nicht nur eine vorzügliche Ausbildung in Sankt Petersburg sondern auch Zugang zur europäischen und russischen intellektuellen Elite seiner Zeit. So spielte er eine zentrale Rolle zur Gesellschaftsentwicklung Georgiens, indem er westliche Ideale wie kritisches Denken und Rationalismus sowie liberale Werte wie Freiheit, Toleranz, Gleichheit und Gerechtigkeit vertrat. Als erster Adeliger beschäftigte er freie Arbeiter und legte mit zahlreichen kulturellen und sozialen Projekten den Grundstein zur modernen Gesellschaft.

Alexander Tschawtschawadse war einer der bedeutendsten Politiker und Dichter seiner Zeit. Seine Weltoffenheit und Gastfreundschaft machten ihn weit über die Grenzen Georgiens und Russlands berühmt. Zu seinen Besuchern zählen Puschkin, Lermontov und der französische Dichter Alexandre Dumas. Seine Tochter Nino Tschwtschawadse heiratete 1828 den russischen Diplomaten und Dichter Alexander Gribojedow.

Kachetien ist noch heute eine Region, die Behaglichkeit ausstrahlt. Auf den Straßen schaukeln von Eseln gezogene Heuwagen gemächlich vorüber und die weiten Weingärten, werden weiterhin von den Bauern in Handarbeit bestellt.

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