Georgische Naturgötter
Im Kaukasus sind alte mythologische Vorstellungen überliefert, die in eine Zeit zurückreichen, aus der es keine schriftlichen Zeugnisse gibt, sodass sich eine vorchristliche Religion nur bruchstückhaft erschließen lässt. Archäologische Zeugnisse, wie eine Bronzescheiben mit Zeichen für die umlaufende Sonne aus dem 2. Jahrtausends v. Chr. verweisen auf den Sonnenkult in Georgien.
Darüber hinaus gab es zahlreiche Naturgötter, die vor allem in den Bergregionen (Tuschetien, Chewsuretien, Swanetien) noch immer einen festen Platz in der georgischen Folklore haben.
Elia-Lazare - Wettergottheit
Lazare ist eine georgische heidnische Wetter- und Agrargottheit - nicht der Lazarus des Evangeliums.
Elia taucht als zweiter Name von Lazare auf, war aber vermutlich eine eigene Gottheit. Der Name weist Parallelen zur griechischen Sonnengott Helios und der alttestamentarischen Figur des Propheten Elias (10. Jh.) hin.
Der Legende nach hatte der Vater des Propheten Elias eine Vision, in der sanftmütige Männer mit dem Kind sprachen, ihn in Feuer wickelten und mit feurigen Flammen säugten. Am Ende seines Lebens wurde Elias von einem feurigen Wagen mit feurigen Rossen in einem Sturmwind in den Himmel gefahren - etwas, das keinem anderen Propheten oder Heiligen zuteilgeworden ist.
Auch Medea von Kolchis wurde von einem feurigen Wagen in den Himmel geholt - von Ihrem Großvater Helios.
In der abendländischen Folklore ist die Tradition des Elias mit der Vorstellung verbunden, dass er der Herr über Sommergewitter und Donners ist: Wenn sich im Sommer der Himmel verfinstert, bereitet sich der Hlg. Elias auf einen Spaziergang durch seine Himmelgemächer vor. Er spannt zwei Schimmel vor seine Kutsche und fährt los. Die ersten Hufschläge hören sich auf der Erde wie leise Donner an, die das starke Unwetter mit Blitzen, rollenden Donnern und Hagelschauern ankündigen.
Barbale - Sonnengöttin
Barbale auch Barbare ist eine Sonnengottheit und Göttin der Fruchtbarkeit.
In der georgischen Mythologie ist Barbale eine Göttin der Sonne und Fruchtbarkeit. Nach volkstümlichen Überlieferungen sorgt sie für reiche Ernten sowie Fruchtbarkeit sowohl bei den Menschen als auch bei ihrem Vieh. Viele Feiern und Rituale waren ihr gewidmet. Man glaubte, dass Barbale verschiedene Krankheiten heilen konnte, jedoch gleichzeitig Leid, Härten und den Tod über diejenigen bringen konnte, die ihr missfielen.
Barbare ist auch die Herscherin der Batonebi, der "Herrschaften", so werden in Georgien die Kinderkrankheiten genannt.
Batonebi - die "Herrschaften"
Batonebi ist der gebräuchliche volkstümliche Name für ansteckende (Kinder-) Krankheiten wie Masern, Windpocken, Scharlach und Röteln. Basierend auf alten religiösen Überzeugungen waren die Batonebi kleine übernatürliche Wesen, die bei ihren Besuchen in Dörfern eine Familie auswählten, der sie die Krankheit bringen würden. Man bezeichnete sie als "Herrschaften" und glaubte fest daran, dass sie Musik, Tanz, Blumen und süße Leckereien mochten. Wenn man ihren Bedürfnissen und Wünschen nachkam, würde die Krankheit schnell und schmerzlos vorübergehen. Es durfte nicht laut oder unfreundlich gesprochen werden. Die Familie spielte auf der Panduri (ein georgisches Saiteninstrument), legte Süßigkeiten auf den Tisch, sang Lieder und führte Tänze auf, um die Batonebi zu unterhalten.
Tetri Giorgi - Mondgottheit
Tetri Giorgi - der Weiße Georg - ist eine Mondgottheit, die in die christliche Figur des Hlg. Georg übergegangen ist. In Kachetien gibt aber noch immer Kirchen, die dem "Weißer Georg" geweiht sind.
Dali - Göttin der Jagd
Dali ist eine Göttin der Jagd in der georgischen Mythologie. Den Mythen zufolge schützt sie die wilden Herden, insbesondere die gehörnten Tiere. Diese Göttin wurde in den Hochgebirgsregionen gefunden, insbesondere in Svaneti, im Nordwesten Georgiens. Nach dem Volksglauben war Dali von außerordentlicher Schönheit und lebte auf einer Klippe, von der ihr goldenes Haar herabfloss.
Dali hatte auch die Fähigkeit zur Gestaltwandlung und konnte als Tier oder Vogel erscheinen. Wenn ein Jäger seine Liebe zu ihr gestand, half sie ihm, solange der Jäger ihre Liebesaffäre geheim hielt. Bei Verletzung des Versprechens jedoch kam der Jäger ums Leben. Der Halbgott Amirani gilt als der Sohn von Dali und einem unbekannten Jäger.
Devi - Gehörnte Teufel
Im Jahr 337, führte Georgien als zweites Land offiziell das Christentum ein. Im Zuge der Christianisierung verschmolzen die heidnischen Gottheiten mit Personen des Christentums, die alten Kulte bestanden neben der neuen Religion weiter.
Der griechische Sonnengott war Helios. Sein Sohn Aietes, war in der griechischen Mythologie der König von Kolchis, historisches Königreich in Westgeorgien und zugleich ein mythisches Reich in der griechischen Argonautensage.
Ein anderer griechischer Mythos, der auf vorhomerische Zeit zurückgeht, handelt vom Helden Amirani - eine Analogie zu Prometheus. Amirani ist der Sohn von Dali, einer kaukasischen Jagdgöttin, und einem menschlichen Jäger. Wie Prometheus brachte Amirani den Menschen das Feuer (indem er Kamar, die schöne Tochter des Himmelsgottes und Symbol des himmlischen Feuers, entführte), lehrte den Menschen als Zivilisationsbringer den Gebrauch von Metall und wurde zur Bestrafung an einen Felsen im Kaukasusgebirge geschmiedet.